Mit dem Gewehr in die Moritzkirche

Mitglieder des Bundes Historischer Land- und Bürgerwehren marschierten wieder durch die Stadt

Ingolstadt (DK) Sie marschieren immer wieder gern in die Schanz ein. Die Mitglieder von Bürger- und Landwehren aus ganz Bayern, alles geschichtsbewusste Männer und auch einige Frauen, nahmen am Samstagvormittag in ihren historisch korrekten Ausgehuniformen vor dem Münster Aufstellung. Von dort zogen die gut 150 Teilnehmer in Formation zur Moritzkirche, wo der emeritere Bischof Dr. Walter Mixa eine Festmesse zu Ehren der Patrona Bavariae zelebrierte. Verstärkung lieferten die Inglstädter Stadtwache, Trachtengruppen und die Blaskapelle Hitzhofen. Die Musiker schritten voran und gaben schmissig den Takt vor.
Die historischen Vorbilder der Land- und Bürgerwehren sind indes selten vorgerückt, den sie waren in der Regel defensiver Natur: Verteidigungsbündnisse für die Städte wie etwa die könglich-bayerische Bürgerwehr Neustadt/Waldnaab. „Sie hat mehr polizeiliche Aufgaben erfüllt als militärische“, erzählte Sebastian Scharnagl. Er stellt einen Unterleutnant der 1806 gegründeten Truppe dar. „Die Uniformen sind extra nach historischen Vorlagen angefertigt“, berichtet Andreas Kistenpfennig, der die Tradition der Bürgerwehr aus der Oberpfalz im Rang eines Obergefreiten pflegt. „Drei Originaluniformen sind bei uns im Museum.“ Auf die Idee, die Geschichte der Bürgerwehr zu erforschen und historisch-spielerisch wieder aufleben zu lassen, sei man 1982 gekommen, als die Neustädter ihr 750. Stadtjubiläum vorbereiteten, erzählt Kistenpfennig und Scharnagl. Heute ist die Truppe 26 Mann stark. „Eine Abordnung kommt jedes Jahr zum Treffen der Bürger- und Landwehren nach Ingolstadt, denn es ist hier immer wieder ein Erlebnis!“
Das findet auch Ernst Kübelböck, Oberleutnant im Landwehrbataillon Grafenau. „Wir sind schon zum fünften Mal dabei, es ist jedes Mal eine schöne Messe mit Bischof dr. Walter Mixa. Es freut uns auch viele Kameraden wiederzutreffen.“
Sie alle sind im Bund Historischer Bürger- und Landwehren in Bayern vereint. Landeskommandant Oberst d.Ldw. Jürgen Völkl weist in einem Porträt der Organisation auf den zivilen Charakter dieses Bürgermilitärs hin, denn es übernahm auch die Feuerwache und sicherte die Städte gegen Eindringlinge jeder Art. Bei ihrer Gründung 1807, als das ein Jahr alte Königreich Bayern stark von äußeren Feinden bedroht war, dienten die Bürgerwehren, die dem Innenministerium unterstellt waren, vor allem der Landesverteidigung, 1869 wurden die Einheiten aufgelöst.
Eine andere Traditionslinie verfolgen die Ritter der Ehrenlegion, deren Gesandte aus Schwandorf gekommen sind. Nach der Niederlage des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg und der Auflösung der bayerischen Armee 1918 rang die Legion um die ehrenvolle Erinnerung an das geschalgene Heer. Dazu stifteten die Ritter etwa eine Kriegerdenkmünze – militärische Identitätsarbeit in einer dürsteren Zeit. Aber die war am strahlenden Samstag, als die Historiendarsteller zur Messe in St. Moritz marschierten, weit weg. Die Ehrenlegionsmitglieder Thorsten Schiener und Josef Hartinger genossen das optisch ansprechende geschichtliche Ambieente. „Die Frabenpracht der Vereine ist wirklich ganz wunderbar!“ Nächstes Jahr kommen die Ritter aus der Oberpfalz sicher wieder zum großen Bürgerwehraufmarsch.